Ev. Kirche St. Marien-Andreas
Kirchplatz
14712 Rathenow
Schlüssel im Eine-Welt-Laden gegenüber dem Eingang der Kiche
Seit Oktober 2023 ist die Kirche leider wegen Bauarbeiten geschlossen. Auch der Turm ist derzeit leider nicht geöffnet.
Zu der Zeit, als Christen und Heiden an der Havel noch friedlich miteinander lebten, baute man auf dem bewaldeten Hügel gegenüber der Furt, um 1170 eine Holzständerkirche. Sie war klein, verfügte über höchstens 100 Stehplätze und ihr Name war „Unserer lieben Frau Marien Kirche“. Rasch entwickelte sich auf dem spärlich bewaldeten Berg auch eine Begräbnisstätte, der erste Kirchhof des Ostens. Seit dieser Zeit baute man an der Kirche, ganz genaugenommen bis in die Gegenwart. Anfang des 13.Jh. entstand aus der Holzkirche die spätromanische Kreuzbasilika, deren Chorraum im 14.Jh. zum Umgangschor gestaltet wurde. Die Kirche erhielt seitliche Apsiden mit unterschiedlichen Grundrissen und Pyramidendächern aus rotem Backstein. Ein rechteckiger Turm mit Satteldach und aufgesetzter Bekrönung vervollständigte das Bauwerk.
Die Baumeister des 16.Jh. veränderten das romanische Langhaus im Stile der Spätgotik. Die flache Decke wich einem Spitzbogengewölbe mit sternförmigem Rippenschmuck. Um die Statik nicht zu gefährden, fügte man kleine Außenstrebpfeiler an. Des Weiteren erhielt der First des Langhauses einen Dachreiter. Fast 100 Jahre dauerten die Arbeiten, bei denen als Bindemittel für den Bau Kalk, Milch und Quark verwendet wurden. Der Innenanstrich des Gotteshauses war rot, die Fugen geweißt. Gegen 1598 war das Werk des Baumeisters Andreas Lindemann im Wesentlichen abgeschlossen.
1776 ging man bei einer Veränderung des Innenraumes mit regelrechter Brutalität vor, entfernte jeglichen katholischen Schmuck, Bemalungen an der Empore und im Chor wurden weiß übertüncht, viele Denkmäler des 16.-18. Jh. Gingen verloren. Wahrscheinlich aus Pietät, blieben nur die künstlerisch unbedeutenden Bilder einiger Superintendenten erhalten.
1778 wurde die Orgel vollendet und neues Pflaster verlegt, ein barocker Altar der Tischler Danzmann und Kersten wurde eingebaut. 1883 wurde dieser wertvolle Altar, dem Zeitgeist entsprechend, durch einen gothisierenden, vom Kommerzienrat Busch gestiftet, ersetzt. Er, wie auch sein Vorgänger, verbrannten 1945.
Ende April 1945 geriet die Kirche durch Beschuss in Brand. Die Kirche verlor ihren Turm. Am 22.07.1945 stürzte, während eines Sturmes, der Giebel über dem Triumphbogen ein und vernichtete auch noch das Dach des Chorraumes. Auf Grund baulicher Mängel wurde der Turm im Jahre 1972, bis zur Höhe des Uhrengeschosses abgetragen. Später wurde eine neue Empore eingebaut. Der gotische Altarschrein, dessen Temperamalereien auf den Flügeln von 1360 datiert sind, war einst der Hauptaltar.
Die Chorfenster wurden vollständig erneuert. Der Rathenower Künstler Gerhard Henschel hat die biblischen Themen modern umgesetzt. Es entstanden Reflexionen biblischer Gedanken, beeindruckend geformt mit Farben und Licht.
Seit dem 17.09.2001 hat die St.-Marien-Andreas-Kirche eine neue Kirchturmspitze. Erst beim zweiten Versuch gelang es der Besatzung des Bundeswehrhubschraubers, den "Kaiserstiel" der Kirchturmspitze genau zu platzieren. Für diese bemerkenswerte Leistung gab es für die Besatzung des Hubschraubers der Bundeswehr von den Rathenowern viel Beifall, Händeschütteln und Schulterklopfen.
Wechselnde Ausstellungen im Chorraum können besichtigt werden.